Die Meisterschaft von Zürich (MvZ), die 2003 ihr 90. Jubiläum feierte, hat nicht nur eine lange, sondern vor allem auch eine wechselvolle Geschichte. Wie andere traditionsreiche Rennen, die aus dem Kalender verschwunden sind, drohte auch der Züri-Metzgete mehrmals das Aus. Doch glücklicherweise fanden sich, oft im letzten Moment, immer wieder Persönlichkeiten und Unternehmen, die dieser Schweizer Rad-Classique neues Leben einhauchten.
Wie die Züri Metzgete entstand
Der Ursprung der Meisterschaft von Zürich geht auf das Jahr 1910 zurück. Der Velo-Klub Westfalen-Zürich hatte sich bei der Anschaffung eines neuen Sportanzuges finanziell übernommen und versuchte, mit der Durchführung eines Rennens die Schuldenlast los zu werden. Start und Ziel befanden sich in Schwamendingen beim Restaurant Blume. Das 50 km lange Rennen, das über Uster und Illnau zurück nach Schwamendingen führte, gewann Amateur Paul Suter.
Regelmässig durchgeführt wird die Meisterschaft von Zürich erst seit 1917, dem Jahr, als der RC Westfalen Zürich mit der Radfahrer-Union Zürich und dem Racing-Club zum Radfahrer-Verein Zürich (RVZ) fusionierte.
Unter dem risikofreudigen OK-Präsidenten Rolf Castelnuovo schaffte die Meisterschaft von Zürich 1968 den Sprung in die höchsten radsportlichen Sphären. Wie Mailand-San Remo, Paris-Roubaix oder Lüttich-Bastogne-Lüttich zählte sie zum exklusiven Kreis der wichtigsten Eintagesrennen, zur so genannten Coupe du Monde, der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Sportgruppen und Vorläuferin der heutigen ProTour.
Die zunehmende Kommerzialisierung des Sports und die stetig steigenden Ansprüche an die Organisation führten dazu, dass der RVZ allein nicht mehr über die personellen und finanziellen Voraussetzungen verfügte, um das einzige Schweizer Weltcuprennen bzw. ein- Tages ProTour- Rennen in eigener Regie organisieren zu können.
Um das Überleben zu sichern, mussten neben hunderten von freiwilligen Helfern starke, professionell ausgerichtete Partner gefunden werden. Ein Konsortium mit Tour de Suisse-Direktor Sepp Voegeli, Noldi Wehrle von der Sportinformation und Roland Hofer, dem heutigen Generalsekretär des Europäischen Radsportverbandes, unterstützt von der TA-Media AG als Geldgeber, sorgte ab 1977 während 15 Jahren für eine stabile Phase.
Nach dem Tod von Voegeli und dem Rückzug des Zürcher Verlagshauses 1992 drohte der Züri Metzgete jedoch erneut das Aus. In die Bresche sprang der Sportjournalist Serge Lang mit seiner Basler Sportvermarktungsagentur Sportcom. Lang, der die MvZ kurzerhand in Grand Prix Suisse umtaufte, das Rennen in Basel starten und auf der Rennbahn Zürich-Oerlikon ankommen liess, zeichnete bis 1998 als Organisator, ehe es zum definitiven Bruch mit dem RVZ kam. Dort hatte man das so genannte Orgateam gegründet, eine kleine aber effiziente Gruppe mit unternehmerischen Fähigkeiten, von der Generalversammlung des Vereins mit sämtlichen Vollmachten ausgerüstet, um in Bezug auf die Züri Metzgete autonom arbeiten und entscheiden zu können.
Auf die Sportcom folgte die Genfer Daniel Perroud Organisation. Nachdem der Dreijahresvertrag nicht verlängert wurde, erfolgte ab 2002 die Organisation unter der Federführung der Hamburger Sportvermarkungs-Agentur Upsolut, die u.a. auch für das Hamburger Weltcuprennen HEW-Cyclassics und die Deutschland Tour verantwortlich zeichnet.
Nach dem Rückzug der Agentur Upsolut als Organisator und der Gründung der Züri Metzgete GmbH durch den RVZ anfangs 2005 übernahm Marco Canonica als deren Direktor die Organisation der Züri Metzgete.
Im Jahre 2007 konnte die Züri Metzgete aus Mangel an Sponsoren nicht stattfinden. Überdies erfuhr man bereits im Jahr 2006 einen Verlust.
Nicht zuletzt die ständigen Dopingmeldungen zwangen zu einem radikalen Umdenken und einer Neukonzeption, die zu der jetzigen „neuen" Züri Metzgete führte. Folgende Überlegungen waren dabei massgebend
Die Züri Metzgete ist eine traditionsreiche Veranstaltung mit einer sehr guten Verankerung bei der Bevölkerung. Sie darf nicht sterben und wird deshalb weitergeführt !
Der RVZ als traditionsreicher Verein steht auch ein für die Nachwuchsförderung. Die Züri Metzgete wird deshalb für alle Amateurkategorien geöffnet, so wie es früher war. Auch Anfänger und Junioren (aber auch jüngere und ältere Rennfahrer) sollen wieder eine Metzgete fahren können! Überdies soll mit der Volksmetzgete auch der Breitensport zum Zug kommen!
Die Wurzeln der Züri Metzgete liegen im Zürcher Unterland, an der Grenze zum Aargau. Die berühmt berüchtigten Steigungen von Siglistorf und Regensberg gehören deshalb wieder ins Rennprogramm!
Streckenführung
Im Laufe der Jahrzehnte erlebte die Züri Metzgete zahlreiche Umzüge. Am Anfang wurde der Sihlquai hinter der Kunstgewerbeschule als Start- und Zielgelände benutzt. Gegen Ende der fünfziger Jahre wurde an die Hardturmstrasse beim GC-Fussballstadion umgezogen. Nach dem Hardturm wurde nach Oerlikon an die Birchstrasse disloziert, wo erstmals auch ein MvZ-Prolog ausgetragen wurde. Allerdings blieb man an jener Stätte nicht lange, die neue Zielanlage wurde in Neu-Affoltern an der Furttalstrasse installiert. In der Ära Sepp Voegeli wurde an die Wallisellenstrasse beim Hallenstadion gewechselt.
Wandel prägte auch die Streckenführung der Züri-Metzgete. Während vielen Jahren war nach einer Einrollphase durchs Zürcher Oberland die Passage des Regensbergers der neuralgische Punkt des Rennens. Schliesslich beschränkten sich die Organisatoren auf eine 48 km lange Schlaufe im Zürcher Unterland. Die einschneidendste Änderung trat ein, als der Sportjournalist Serge Lang 1993 das Zepter übernahm. Für ihn musste ein richtiges Strassenrennen von A nach B führen. Also verlegte er den Start nach Basel und die Ankunft auf die Rennbahn Zürich-Oerlikon.
Gegen seine Vision, das Rennen, das er inzwischen in Grand Prix Suisse umbenannt hatte, von Basel nach Gippingen und zurück in die Rheinstadt laufen zu lassen, wehrte sich der RVZ mit Erfolg. In enger Zusammenarbeit mit den Zürcher Behörden und mit dem Segen des Radsport-Weltverbandes (UCI) wurde ab 1999 erneut eine Rundstrecke gewählt, diesmal rechts vom Zürichsee, topographisch sehr anspruchsvoll und mit dem Aufstieg zum Pfannenstiel als Haupthindernis. Für diese Lösung sprachen vor allem zwei Gründe: Ein Rundkurs schafft optimale Voraussetzungen bezüglich der Sicherheitsmassnahmen und er ist für die Zuschauer spektakulärer. Ab1999 befand sich das Start- und Zielgelände am Utoqaui, unweit vom Bellevue in Zürich.
Mit der neuesten Auflage der Züri Metzgete stützen sich die Organisatoren nicht nur auf eine altbewährte und attraktive Streckenführung. Vielmehr ging es auch darum die Rennen so zu platzieren, dass einerseits ein möglichst hoher Sicherheitsstandard gewährleistet werden kann. Andererseits wurde auch darauf geachtet, den Haupt- Verkehrsströmen in der Agglomeration Zürich auszuweichen. Mit Start und Ziel in Buchs/ZH wurde eine Lösung gefunden, die diesen Anforderungen gerecht wird.
Mit dem Auftritt der EKZ als Titelsponsor läuft die Metzgete nun unter der Bezeichnung EKZ Züri Metzgete und EKZ Volksmetzgete.
Sieger der letzten Jahrzehnte
Jahr Gewinner
1914 H. Rheinwald (SUI)
1920 H. Suter (SUI)
1930 O. Taverne (BEL)
1940 R. Zimmermann (SUI)
1950 F. Schaer (SUI)
1960 F. Ruegg (SUI)
1970 W. Godefroot (BEL)
1980 G. Verlinden (BEL)
1990 C. Mottet (FRA)
2000 L. Dufaux (SUI)
2004 J.A. Flecha (ESP)
2005 P. Bettini (ITA)
2006 S. Sanchez (EUS)