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Er warnt die Velorennfahrer vor gefährlichen Kurven

Der Bopplisser Roger Cattin ist für die Streckensicherung der Züri-Metzgete zuständig. Mit Lotsen, Strohballen und Matten versucht er, schwere Stürze zu verhindern.

TA 25 8 Er-warnt-die-VelorennfahrerDie gefährlichste Kurve der Züri-Metzgete liegt praktisch vor Roger Cattins Haustür: Sie befindet  sich beim Bopplisser Dorfplatz. Und just dort organisieren Einheimische eine Festwirtschaft. «Diese Kurve werde ich – neben den Feuerwehrleuten – wohl zusätzlich mit Strohballen sichern müssen», sagt Cattin. Der 67-Jährige ist dieses Jahr zum dritten Mal für die Streckensicherung des Velorennens verantwortlich. Vorher amtete er jahrelang als OK-Präsident des längsten Eintages-Elite-Strassenrennens der Schweiz, Pruntrut–Zürich.

Am 5. September werden rund 1500 Velofahrer – vom Schüler bis zum Elitefahrer – an der Züri-Metzgete teilnehmen. Je nach Kategorien fahren sie den 48 Kilometer langen Rundkurs bis zu dreimal. Start und Ziel liegen in Buchs. 154 Helfer werden entlang der Strecke für ihre Sicherheit
sorgen.

 

Die wichtigste Aufgabe der Streckenposten ist es, auf der Strecke des Radrennens den Durchgangsverkehr zu regeln. Sie stehen verteilt auf rund 110 Posten und sorgen dafür, dass niemand plötzlich aus einer Ausfahrt fährt oder Fussgängerstreifen unbeaufsichtigt überquert werden. Kein einfaches Unterfangen: Teilweise kommen die Rennfahrer mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern um enge Kurven gerast – dann gilt es rasch zu reagieren. Und das während Stunden: Die Personen der Streckensicherung sind zwischen 8 und 15 Uhr auf ihren Posten. Feuerwehrmänner, Mitglieder von Veloclubs und Kantonspolizisten teilen sich die verantwortungsvolle Aufgabe.

Zwei Rennen – eine Strecke

An übersichtlichen Stellen wie beim grossen Kreisel im Neeracherried stehen mehrereStreckenposten über Funk miteinander in Verbindung. So können sie rasch melden, wenn Velofahrer nahen, sodass der Verkehr gestoppt werden kann. Am Autobahnende beim Bülacher Hardwald sorgen mehrere Kantonspolizisten dafür, dass die Fahrzeuge rasch ihr Tempo
verlangsamen, wenn Velofahrer in der Nähe sind. Nur wenige Kilometer später trifft ein weiteres Radrennen zur Züri-Metzgete: Die Rennfahrer des GP Rüebliland fahren ab Kaiserstuhl die Strecke der Züri-Metzgete bis nach Buchs. «Somit können sie von unserer Streckensicherung profitieren»,
sagt Cattin.

Es sind jedoch nicht die zusätzlichen Velofahrer, die ihm Kopfzerbrechen bereiten, es ist vielmehr die frisch gesplittete Strasse auf den Siglistorferpass: «Hoffentlich wird der Splitt bis Anfang September festgefahren, sonst muss er mit der Kehrmaschine beseitigt werden.» Der Chef Streckensicherung spricht aus eigener Erfahrung: Er fährt seit rund 20 Jahren selbst leidenschaftlich Rennvelo und erlitt schon schmerzhafte Stürze wegen Kieses auf der Strasse. Am 5.September muss die gesamte Strecke von Unrat gereinigt sein.

Gefahr vor Siglistorf

Der kleine Pass vor Siglistorf bereitet Cattin am meisten Arbeit: «Wenn die Velofahrer die Anhöhe erreicht haben, bolzen sie mit einem Tempo von fast 80 Stundenkilometern ins Dorf hinunter», sagt Cattin. Dort stehen die Streckenposten mit der gelben Flagge, damit abgebremst wird. Gelb
bedeutet Gefahr. Besonders die Kurve vor dem Brunnen ist heimtückisch: Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Radrennfahrer unfreiwillig ein Bad genommen hätte. Deshalb wird das Objekt jeweils gut eingepackt. Auch Baustellen und Verkehrsinseln werden mit Schaumgummi versehen, damit es
keine gröberen Verletzungen gibt. Cattin tut, was er kann, appelliert aber an die Vernunft der Fahrer: «Jeder Teilnehmer sollte die Rennstrecke vorher mindestens einmal abfahren.» Seitdem er für die Streckensicherung verantwortlich ist, sei glücklicherweise noch kein Unfall passiert, sagt der Bopplisser. 18'000 Franken stehen für alle Helfer zur Verfügung. Es  wird nichts dem Zufall überlassen: Die Kantonspolizei muss das Sicherheitskonzept bewilligen. Cattin investiert nach eigenen Angaben von Mai bis Ende August rund 20 Prozent seiner Zeit in die Streckensicherung
der Züri-Metzgete. Am Renntag wird er die Strecke rund sechsmal mit dem Auto abfahren, um sicherzustellen, dass alle ständig auf Posten sind.

Sarah Sidler
Orignalartikel als PDF