Michael Ausfeld, Anwalt, Hobbyfahrer mit Rennfahrer-Vergangenheit und OK-Präsident der Züri-Metzgete über den 100. Geburtstag des Rennens, dessen Probleme und dessen Zukunft
Michael Ausfeld, OK Präsident der Züri-Metzgete, sieht die Volksmetzgete als Fundament des Traditionsrennens. |
Michael Ausfeld, Die Züri-Metzgete feiert ihren 100. Geburtstag. Das Rennen findet zum 96. Mal statt. Geht es dem Rennen nach den schwierigen Jahren wieder so gut, dass es in vier Jahren auch noch eine hundertste Züri-Metzgete geben wird?
Ich glaube schon. Wir bemühen uns, das Rennen neu aufzustellen mit der Fokussierung auf den Breitensport. Was uns ermöglichen soll, weiterhin ein Amateur-Rennen durchzuführen.
Das heisst: Sie sind darauf angewiesen, dass die Volksmetzgete möglichst viele Teilnehmer hat.
Die Volksmetzgete ist unser Fundament. Wir sind in einer veränderten Zeit, der Breitensport hat massiv an Bedeutung gewonnen. Deshalb glauben wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Beim Jedermann-Rennen von Hamburg wie es dort heisst, machen über 20 000 mit. Und der Anlass hat auch die grosse Profikrise in Deutschland ohne Schaden und mitsamt dem Profirennen überstanden. Wie viel ist in Zürich möglich?
Jetzt stehen wir bei ungefähr 750 Anmeldungen. Als wir in Zürich sonst nur noch das Profirennen im Programm hatten, waren beim damaligen - wie es auch bei uns hiess - jedermann-Rennen 2165 Fahrer am Start. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass die Profis tatsächlieh ein Magnet sein können. Es ist aber auch so, dass die Konkurrenz immer grösser wird. Es gibt an jedem Wochenende irgendeinen Anlass für die Hobbyfahrer, sei es das Alpenbrevet, die Alpenchallenge oder was auch immer. Der Konsument hat eine grosse Auswahl.
Wie lässt sich Zürich für die Massebesonders attraktiv machen?
Wir sind bei der Top-Tour von Swiss Cycling dabei, was sicher ein guter Weg ist, um diese Breitensportanlässe zu koordinieren und populärer zu machen. zeichnet sich sogar ab, dass es einen gemeinsamen Sponsor für die ganze Serie geben wird. Bei der Züri-Metzgete stellen wir fest: Wir sind ein traditionelles Velorennen, bei uns wird Rennvelo gefahren, es hat ein paar traditionelle Steigungen in der Strecke, es hat eine lange Zielgerade, auf der man einen Endspurt fahren kann, wie bei einem klassischen Velorennen. Das ist etwas anderes als eine Mehrpässefahrt. Uns muss es gelingen, den Leuten dieses Konzept schmackhaft zu machen.
Ältere oder gemütlichere Hobbyfahrer ohne Rennfahrer-Gen fühlen sich vom Tempo, das von den Hobbyrennfahrern vorgelegt wird, bald überfordert. Das drückt auf die Lust, es noch einmal zu versuchen.
Ihnen kann immerhin geboten werden, dass sie auf einer super abgesicherten Strecke so fahren können, wie das sonst nicht möglich ist. Ausserdem können Hobbyfahrer auch nur eine statt zwei Runden fahren.
Wie gross ist der Aufwand, um die Strecke abzusichern?
Dafür braucht es über 150 Leute.
Mitglieder des Radfahrer-Vereins Zürich?
RVZ-Mitglieder sind dabei, aber der Verein wäre nicht in der Lage, so viele Leute zu stellen. Wir fragen Vereine aus den Orten, an denen die Strecke vorbeiführt, an, und für jeden Helfer, den sie uns zur Verfügung stellen, bezahlen wir 70 Fran- ken. Damit finanzieren wir auch wieder den Vereinssport. Deshalb arbeiten wir lieber mit ihnen als mit den Verkehrskadetten.
Um das Rennen durchzuführen,braucht es auch die Polizei, und die steht in Zürich nicht im Ruf, billig zu sein.
Fur die Polizei bezahlen wir ungefähr 18 000 Franken - und was uns auch grosse Sorgen bereitet, ist die Signalisation, für die wir im vergange neu Jahr eine Rechnung von 8500 Franken erhielten. Wir haben den Fall bis vor die Baudirektion gezogen, doch man hat uns beschieden, dass wir das zu bezah- len hätten. Es gibt zwar im Kanton Zürich eine Sportförderung für Veranstalter, doch die kann man nur alle drei Jahre beanspruchen. Faktisch ist es so dass wir mit gesalzenen Rechnungen konfrontiert sind.
Reicht es trotzdem für schwarze Zahlen?
Das Ziel der Züri-Metzgete GmbH ist es einen Gewinn zu machen, denn davon würde der RV Zürich, dem die GmbH mehrheitlich gehört, profitieren - vor allem, dessen Nachwuchs. Die Beiträge unseres Hauptsponsors EKZ und der Gruppe «Freunde der Züri-Metzgete» helfen uns, das Ziel zu erreichen.
Besteht die Chance, dass bei der Züri-Metzgete wie bis 2006 wieder die besten Profis am Start stehen?
Die Frage ist rhetorisch gut. Doch im Moment ist es so, dass man das Budget für ein Profirennen nicht zusammenbringt. Das letzte Profibudget lag bei über einer Million Franken, wir arbeiten jetzt mit einem Fünftel davon. Eine Million würde an auch heute brauchen, und es gibt die Sponsoren einfach nicht, die dieses Geld bezahlen würden. Wenn sie ausrechnen, was sie bei einer Tour de Suisse pro Tag zahlen und das mit einem Eintagesrennen vergleichen, rechnet sich das nicht. Wir sind nicht nur das Opfer der Dopingpraktiken der Profis und ihrer Ärzte, sondern auch von der Situation Sponsoring, in der die Firmen genau prüfen, wie sie ihr Geld ausgeben.
Dank dem Blutpass ist der Ruf des Radsports besser geworden. Hilft das nicht bei der Sponsorensuche?
Ich glaube sogar, dass der Radsport mit seiner Dopingbekämpfung vorbildlich geworden ist. Nur hat sich diese Meinung in den Köpfen der Sponsoren noch nicht durchgesetzt.
Mit Michael Ausfeld sprach Martin Born
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