Felix Egolf ist seit 2008 die Stimme der Züri Metzgete. Als Speaker verhilft er den Rennfahrern zum pünktlichen Start, zum korrekten Rang und manchmal auch zu Rennradschuhen.
Ob über den Wolken oder am Boden der Tatsachen: Pilot und Züri-Metzgete-Speaker Felix Egolf hat stets das Sagen. |
«Vielleicht rede ich einfach gerne», versucht Felix Egolf zu erklären, warum er Speaker an Velorennen wie der Züri Metzgete ist. Er sei einfach gut im Kopfrechnen, überlegt er weiter. Immer wenn er die Tour de France oder den Giro d’Italia im Fernsehen verfolgt habe, habe er mitgerechnet, ob die Ausreisser ihren Vorsprung bis ans Ziel retten könnten. «Und meistens waren meine Prognosen genauer als jene der Fernsehkommentatoren », ergänzt er stolz.
Vor 15 Jahren habe der Zürcher Speaker René Schambron Nachwuchsspeaker gesucht. Seither verleiht der 53-jährige Swiss-Pilot gut fünf Radsportanlässen im Jahr seine Stimme. Doch an der Züri Metzgete zu sprechen, sei etwas Besonderes. Nicht nur, weil es ein geschichtsträchtiges Rennen mit einem klingenden Namen sei. Den ehemaligen Amateur-Radsportler verbinden auch persönliche Erinnerungen mit dem bekanntesten Eintagesrennen der Schweiz. 1976 ist er bei der Züri Metzgete an der Seite des legendären Eddy Merckx gefahren. «Bei Winterthur hatte ich eine Panne.» Bis er das Hinterrad ausgewechselt habe, seien ihm die Amateure längst davongefahren. Dafür habe ihn das Profifeld eingeholt. «Die Profis haben mich in ihrem Feld geduldet, bis zur Steigung am Siglisdorfer. Dort sind sie mir davongedüst», erinnert er sich lachend.
Ein «Mädchen für alles»
Als Speaker sei er aber zufällig bei der Züri Metzgete gelandet. «Ich habe an einem Rennen gesprochen, an dem der Sohn des Metzgete-Organisationspräsidenten Michael Ausfeld teilgenommen hat.» Da habe Ausfeld den Mann aus Cham im Kanton Zug angefragt, ob er nicht Lust hätte, auch an der Metzgete
zu reden.
Egolfs Job beschränkt sich nicht nur darauf, zu verkünden, wo sich die Fahrer gerade befinden und wer gerade mit welcher Zeit ins Ziel gerast kommt. «Als Speaker ist man «Mädchen für alles›.» Fahrer, die sich falsch rangiert fühlen, wenden sich an ihn. Egolf begleitet sie dann zur Jury. Denn selbst kann er nichts entscheiden. Der Speaker ist auch Ansprechpartner für Fundgegenstände. «Meistens bleiben Regenjacken und Trikots liegen, die die Rennfahrer vor dem Start ausziehen, oder Hinterräder, die man neutralen Mannschaftswagen gegeben hat», weiss er. Einmal sei aber ein Rennfahrer in Socken zu ihm gekommen. «Er hat seine Radlerschuhe zu Hause vergessen.» Er habe dann per Mikrofon im Publikum jemanden gefunden, der dem vergesslichen Rennfahrer seine Schuhe borgen konnte.
Zudem ist Egolf dafür verantwortlich, dass die Fahrer pünktlich am Start erscheinen, damit der Tagesablauf eingehalten werden kann – und nicht zuletzt auch für die Werbeblöcke. «Vor allem die anwesenden Sponsoren sollte man gebührend erwähnen, damit sie das Rennen im nächsten Jahr weiterhin unterstützen», verrät er schmunzelnd.
Packende Duelle bis zum Schluss
Schon jetzt bereitet sich Egolf auf die Züri Metzgete vom 5. September vor. Für seinen Job muss er wissen, wer die Sponsoren sind, welche Kategorien starten und welche spezielle Berg- und Sprintpreise es gibt. Dabei sei ein Volksrennen, an dem mehrere Hundert anonyme Fahrer teilnehmen, viel schwieriger zu kommentieren als ein Profirennen, an dem er jeden Fahrer, dessen Geschichte und letzten Resultate kenne. Dennoch bereitet ihm die Volksmetzgete grosse Freude. Anders als an Profirennen könne man dort bis zum Schluss packende Duelle am Ziel erleben. Radkollegen liefern sich erbitterte Zweikämpfe, auch wenn sie eine halbe Stunde nach dem Sieger ins Ziel einfahren. Dass der Pilot, der ohnehin nur an zwölf Wochenenden in der Schweiz verweilt, fünf Sonntage für Radrennen opfert, spielt seiner Lebensgefährtin keine Rolle. «Wenn die Rennen in der Region sind, kommt sie oft mit und nimmt sich im Festzelt eine Bratwurst.»
Caroline Bossert
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