ZM text logo.png
Aktuelle Seite: HomeMedienMedienberichtePressearchiv 2013 (2)Die Sorgen abstrampeln

Die Sorgen abstrampeln

Wenn Harry Huwyler nicht gerade auf dem Drahtesel sitzt, löst er als Schulleiter Probleme an der Watter Primarschule Pächterried. Das Radfahren gibt ihm dafür die nötige Energie.

NBT 20110712
Auf dem Rad findet Harry Huwyler oft die Lösung.
Seine Schüler
müssen auf anderem Weg
darauf kommen.

«Als Schulleiter steht man im dauernden Spannungsfeld zwischen Lehrern, Eltern, Schülern und Behörden», sagt Harry Huwyler. «Da muss man schon sehr gefestigt sein.» Die nötige Energie dafür holt sich der Niederweninger bei seinem Hobby. «Beim Radfahren kann ich gut Probleme verarbeiten. Es ist ein richtiges ‹Sorgen abstrampeln und zufrieden nach Hause kommen›», erzählt er. Seit 35 Jahren frönt Huwyler bereits dem Radsport. Vater und Bruder steckten ihn mit dem Virus an. «Sie nahmen mich damals mit, damit sie mich abhängen konnten. Doch es kam umgekehrt», erinnert er sich und lacht. Huwyler startete eine Amateur-Karriere, gewann 192 Velorennen. «Das waren aber alles Kleinere. Ich hatte schon meine Erfolge, aber gross herausgekommen bin ich nie.»

Ein Waschweib geniesst die Natur

Mit 28 Jahren hängte er deshalb die Karriere als Amateurrennfahrer an den Nagel. Der Virus liess ihn aber nie los. Erst heute habe der 53-Jährige gelernt, wenigstens gelassener zu sein. «Wenn mich nun die Veloroute an einen schönen Ort führt, dann kann ich auch mal vom Sattel steigen, innehalten und die Natur bewundern. Das wäre früher undenkbar gewesen.» Ebenso geniesst Huwyler die Kameradschaft im Radsportclub Regensdorf, den er präsidiert. «Auf unseren Ausflügen plaudern wir wie Waschweiber», gibt er lachend zu.

Der Kick darf aber nicht ganz fehlen. Darum nimmt Huwyler noch heute an Wettkämpfen teil, wie etwa an der Volksmetzgete. «Man hat dann ein Trainingsziel. Zudem ist es eine grosse Befriedigung, wenn man Jüngere schlägt.»

Arbeitsberg mit viel Freiheiten

Jahrelang war der Gümmeler mit Leib und Seele Primarlehrer. 2002 suchte er die neue Herausforderung als Schulleiter. Mit ihr kam mehr Arbeit. Huwylers Arbeitswoche zählt nicht selten 60 Stunden. Hier eine Sitzung mit der Baukommission wegen der Schulhauserweiterung, dort Musiklehrer, die einen Raum suchen, mal vermittelt er zwischen zwei Schülern, die sich in die Haare gekriegt haben, mal kümmert er sich um Eltern, die sich wegen der Leistung ihres Kindes sorgen. Wenn gerade nichts Aktuelles anfällt, schreibt Huwyler das Jahresprogramm der Schule oder legt ihre pädagogische Richtung fest. Ein wichtiges Ziel ist ihm das Lesen. Denn dieses sei die Grundlage von allem, selbst von der Mathematik. «Wir laden deshalb Autoren ein oder organisieren Lesenächte. Denn wer gerne liest, liest auch gut, und umgekehrt.»

Nebenher absolviert Huwyler sein Trainingspensum. Der Gümmeler legt pro Woche in vier Trainingseinheiten 280 Kilometer zurück – und das während der «normalen» Zeit. Vor Wettkämpfen nimmt das Pensum deutlich zu. «Das ist nur möglich, weil ich beruflich in der Terminplanung sehr flexibel bin.» So nimmt sich Huwyler auch mal die Freiheit, über Mittag kurz 50 Kilometer abzustrampeln, bevor die nächste Sitzung ihn wieder ruft.

Söhne vermeiden das Risiko

Flexibel sei er auch, weil er seit zwei Jahren wieder alleine lebe. «Der Radsport war immer ein Diskussionspunkt in meiner Beziehung.» Heute wisse er, dass seine zeitintensive Leidenschaft viel Verständnis erfordere, und so ist er auch bereit, sein Trainingspensum für eine zukünftige Partnerin zu reduzieren.

Dass von seinen drei Söhnen keiner seine Leidenschaft teilt, stimmt Huwyler nicht traurig. Zwar wäre der mittlere Sohn, Oliver, ein grosses Sprintertalent gewesen. «Doch der Radsport ist auch sehr gefährlich. Darum bedaure ich es nicht, dass er schnell damit aufgehört hat», sagt der Vater, der selber schon Dutzende Unfälle und etliche Brüche überstanden hat. «Es ist mir deshalb lieber, wenn ich mit ihnen einfach im Garten ein Bier trinke.»

Anmeldeschluss ist der 24. August

Am 4. September können sich Hobbyradler, Schüler, Junioren und jeder andere, der nicht lizenziert ist, an der EKZ Volksmetzgete messen. Wer am «Jedermann-Radrennen» dabei sein möchte, sollte sich bis spätestens 24. August anmelden. Teilnehmen dürfen alle Hobbyradler und Nachwuchssportler mit Jahrgang 1995 und älter. Einzige Bedingungen sind ein vollkommen intaktes Fahrrad, ein Velohelm und eine gültige, offizielle Velovignette. Die Teilnahmegebühr beträgt 80 Franken. Fünferteams zahlen eine Pauschale von 320 Franken.

Anmelden können sich die Sportler online bei DataSport oder per Posteinzahlung. Für die Posteinzahlung sind folgende Angaben notwendig: Vor- und Nachname, komplette Anschrift, Jahrgang, Telefonnummer, Mail und Strecke. Denn man kann zwischen einer Runde (52 Kilometer) oder zweien (104 Kilometer) wählen. Die Einzahlung per Post geht auf folgendes Konto: DataSport AG, EKZ Züri Metzgete, Meldekonto 53, 4563 Gerlafingen, PC-Konto 30-266351-6.

Sofern die maximale Teilnehmerzahl von 2000 Velofahrern und -fahrerinnen noch nicht erreicht wurde, können sich Interessierte am Samstag, 3. September, vor Ort anmelden. Die Nachmeldung erfolgt an der Startnummernausgabe beim Schulhaus Zwingert an der Drisglerstrasse in Buchs zwischen 13 und 19 Uhr. In Ausnahmefällen können Nachmeldungen auch am Sonntag, 4. September, zwischen 7 und 8.30 Uhr entgegengenommen werden. Der Aufpreis für die Nachmeldung beträgt 25 Franken. Eine Anreise mit dem ÖV wird empfohlen. (cab

Caroline Bossert
Originalartikel als PDF